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BN fordert offene Diskussion zu Naturwaldgebieten

Fachtagung in Ebrach: neue Erkenntnisse zu Naturwald und Klima:

Bei der gut besuchten Tagung „Naturerbe Buchenwälder“ des BUND-Naturschutz (BN) in Ebrach ging es am 15./ 16. November 2019 um ein Naturwald-Verbundsystem in Bayern und Wälder in der Klimakrise. Lob gab es für die Bayerische Staatsregierung für das gesetzlich festgelegte Ziel 10 % der Staatswälder „mit besonderer Bedeutung für die Biodiversität“ aus der Nutzung zu nehmen. BN und Greenpeace hatten 2016 ihr Konzept für ein Naturwald-Verbundsystems veröffentlicht, einige Kerngebiete wurden in Ebrach vorgestellt. Die Bayerischen Staatsforsten (BaySF) haben dem Forstministerium einen Entwurf vorgelegt, aber eine Diskussion über Gebiete und deren fachliche Eignung wird verweigert.

15.11.2019

Programm-Flyer

Pressemitteilung

Bei der gut besuchten Tagung „Naturerbe Buchenwälder“ des BUND-Naturschutz (BN) in Ebrach ging es letztes Wochenende um ein Naturwald-Verbundsystem in Bayern und Wälder in der Klimakrise. Lob gab es für die Bayerische Staatsregierung für das gesetzlich festgelegte Ziel 10 % der Staatswälder „mit besonderer Bedeutung für die Biodiversität“ aus der Nutzung zunehmen. BN und Greenpeace hatten 2016 ihr Konzept für ein Naturwald-Verbundsystems veröffentlicht, einige Kerngebiete wurden in Ebrach vorgestellt. Die Bayerischen Staatsforsten (BaySF) haben dem Forstministerium einen Entwurf vorgelegt, aber eine Diskussion über Gebiete und deren fachliche Eignung wird verweigert. Richard Mergner, Vorsitzender des BN, fordert dazu eine Diskussion: „In Bayern fehlen mittelgroße und große Naturwälder, die natürliche Anpassungs-Prozesse gewährleisten und Spenderflächen für Biodiversität sowie Lernflächen für den Waldbau sind. Da muss dringend nachgebessert werden und fachlich geeignete Gebiete geschützt werden, denn öffentliche Wälder haben Verantwortung für das Gemeinwohl!“ Aktuelle Studien zeigen, dass alte Wälder mit viel Biomasse und einer hohen typischen Artenvielfalt wesentlich stabiler und anpassungsfähiger in der Klimakrise sind als junge Wirtschaftswälder. Dr. Anke Höltermann vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) appellierte an die Länder: „Der Anteil von Wäldern mit natürlicher Waldentwicklung sollte schnell und signifikant erhöht werden.“ Mehrere Referenten forderten einen Einschlags-Stopp für staatliche Laubwälder über 140 Jahren. Die Besichtigung des Naturwaldreservats Waldhaus und der Ausstellung „Wilde Buchenwälder“ sowie der Kurzfilmabend „Steigerwald-Flimmern“ rundeten die Tagung ab. Bei der Podiumsdiskussion mit Vertretern der Landtagsfraktionen wurden die Unterschiede deutlich. Während Patrick Friedl von den Grünen sich klar für mehr und auch größere Naturwälder aussprach, verwiesen Barbara Becker von der CSU und Leopold Mayer von der FDP auf die Notwendigkeit der Holznutzung.

Ziel verfehlt - Bundesamt für Naturschutz fordert mehr Naturwälder

Das 5 %-Ziel Naturwälder in Deutschland wird bis 2020 nicht erreicht, aktuell sind es 2,8 %. Höltermann plädierte für mehr Naturwald-Flächen, weil diese eine große Bedeutung für den Klimaschutz haben, natürliche Anpassungsprozesse an den Klimawandel unterstützen und notwendig sind, um das gesamte Spektrum der Biodiversität im Wald zu erhalten. Reinhardt Neft, Vorstand der BaySF, kündigte größere Naturwälder und einen Dialog an. Er betonte, dass man Waldnaturschutz und Klimaschutz nicht gegeneinander ausspielen sollte. Waldwirtschaft und Holznutzung sind für ihn aktiver Klimaschutz.

Alte Naturwälder sind auch die besseren „Klimawälder“

Dr. Ralf Straußberger, Waldreferent des BN, stellte auf Basis internationaler Forschungs-Ergebnisse klar: „Je älter und natürlicher ein Wald ist, desto größer ist auch seine Wirkung als Kohlenstoffspeicher und -senke, vor allem jenseits von 130 Jahren. In Biomasse und Böden wird Kohlenstoff über Jahrhunderte gespeichert.“

Bayern hat Potential für größere Naturwälder und muss diese auch schützen

Dr. Christine Markgraf, Artenschutzreferentin des BN, freut sich über den neuen knapp 1 000 Hektar (ha) großen Naturwald in den Donau-Auen, rund 2 000 ha sollen es werden. Für Steigerwald und Spessart hat die Staatsregierung mittelgroße Naturwälder angekündigt. Michael Kunkel von den Freunden des Spessarts zeigte schockierende Bilder von flächiger Zerstörung alter staatlicher Buchenwälder. Im Spessart schlagen Naturschutzverbände einen Verbund aus einem großflächigen Kerngebiet, mittelgroßen und kleinen Flächen von 9 000 ha vor, der Staat besitzt hier ca. 42 000 ha. Regionale Schutzinitiativen stellten das Ammergebirge, den Gramschatzer Wald und den Hienheimer Forst vor, die für größere Naturwaldgebiete im Staatswald geeignet sind.

„Hohen Buchenen Wald“ mit Stollberger Forst schützen – JETZT!

Ulla Reck vom Freundeskreis Nationalpark Steigerwald betonte die große Unterstützerzahl des „Hohen Buchenen Waldes“, der als wertvollste Kernfläche mit an Bord sein muss, will die Staatsregierung glaubwürdig bleiben. Die BaySF signalisieren, dass das Gebiet für sie wirtschaftlich zu wichtig ist. Dr. Liebhard Löffler, 1. Vorsitzender des Bürgervereins Nationalpark Steigerwald, appellierte an Ministerpräsident Söder deutlich zu machen, dass er es ernst meint, dass der Holz-Gewinn nicht an erster Stelle steht. Ebrachs Bürgermeister Max-Dieter Schneider hob im Grußwort hervor, dass in der Steigerwald-Region längst die Befürworter eines Nationalparks überwiegen.

Parteien werten den Schutz von Naturwäldern unterschiedlich

Bei der Podiumsdiskussion mit Vertretern der Landtagsfraktionen waren nur CSU, Grüne und FDP vertreten. Barbara Becker (CSU) sieht die Notwendigkeit von Naturwäldern, setzt aber stärker auf Wald als Holzlieferant. Sie signalisierte Sympathie, falls die Arbeitsplätze im Bereich Holz erhalten bleiben und bietet einen Dialog an. Patrick Friedel (Grüne) fordert eine offene Diskussion zum Naturwaldkonzept. Er setzt auf Einsparung und Recycling, um klimaschädliche Treibhausgase zu minimieren. Leopold Mayer (FDP) bekräftigte, dass sein Landesfachausschuss ein Weltnaturerbe im Steigerwald unterstützt. Er distanziert sich vom Nationalpark, dem 10 %-Naturwald-Ziel und favorisiert das Trittsteinkonzept.

Richard Mergner forderte eine detaillierte Untersuchung der regionalen Holzströme und plädiert für sparsameren Umgang mit Holz. Er betonte, dass ein Nationalpark für die Region große Vorteile bringt und keine einzige deutsche Nationalparkregion ihren Titel wieder hergeben würde.